Der letzte Gang
Bin ich dereinst gebrechlich und schwach
Und quälende Pein hält mich wach –
Was Du dann tun mußt – tu es allein.
Die letzte Schlacht wird verloren sein.Daß Du sehr traurig, verstehe ich wohl.
Deine Hand vor Kummer nicht zögern soll.
An diesem Tag – mehr als jemals geschehen –
muß Deine Freundschaft das Schwerste bestehen.Wir lebten in Jahren voll Glück.
Furcht vor dem Muß? Es gibt kein Zurück.
Du möchtest doch nicht, daß ich leide dabei.
Drum gib, wenn die Zeit kommt, bitte mich frei!
Begleite mich dahin, wohin ich gehen muß.
Nur – bitte bleibe bei mir bis zum Schluß.
Und halte mich fest und red mir gut zu,
bis meine Augen kommen zur Ruh.
Mit der Zeit – ich bin sicher – wirst Du es wissen,
es war Deine Liebe, die Du mir erwiesen.
Vertrauendes Wedeln ein letztes Mal –
Du hast mich befreit von Schmerzen und Qual.
Und gräme Dich nicht, wenn Du es einst bist –
Der Herr dieser schweren Entscheidung ist.
Wir waren beide so innig vereint.
Es soll nicht sein, daß Dein Herz um mich weint.
(Autor unbekannt)
Wir sind allein im Zimmer, deine Mutter ist im Obergeschoss des Hauses..
Ich mag dich, habe dich von Anfang an sehr gern gehabt. Ich nehme es dir nicht übel, dass du oft grob zu mir bist, du bist ja noch klein..
Plötzlich findest du diesen Bürotacker, beginnst damit zu spielen. Du bist ja noch so klein, so neugierig, willst alles ausprobieren. Du tackerst Papier zusammen, jauchzt vor Freude. Ganz selten beschäftigt sich jemand mit dir, armes Kind, das musst du meist selbst machen, sie wollen nur ihre Ruhe haben …
Dann kommst du auf mich zu, mit dem Tacker in der Hand. Deine kleine Kinderhand greift nach meinem Schlappohr, und … AU!
Das hat weh getan! Ich jaule auf, doch du verstehst es nicht. Bist ja noch so klein, für dich ist es nur ein Spiel. Du greifst wieder nach meinem Ohr, ich will fliehen, doch wir sind in dem kleinen Zimmer eingesperrt. Du tust es wieder, wieder jaule ich laut auf, unter dem Schmerz. Du verstehst es nicht, denkst es wäre ein Spaß, ein lustiges Spiel.
Ich bin dir nicht böse, du bist ja noch so klein. Du tust es wieder und wieder und wieder, ich kann dir nicht entkommen. Mein lautes Jaulen schallt durchs ganze Haus, doch niemand kümmert sich darum. Wo ist deine Mutter? Warum lässt sie uns wieder so lange allein? Warum hört sie mein Jaulen, meine verzweifelten Hilfeschreie nicht? Du rennst hinter mir her, drängst mich in die Ecke, tust es wieder. Wieder jaule ich gequält auf, dieses Mal noch lauter als zuvor. „Halt endlich die Schnauze du Scheißköter!“, hallt die Stimme deiner Mutter durchs Treppenhaus. Sie nennt mich immer so, sie mag mich nicht besonders. Eigentlich hat sie mich nur gekauft, damit du etwas zum Spielen hast, und sie in Ruhe lässt. Sie will immer nur ihre Ruhe haben. Sie mag sich nicht um dich kümmern, und sie mag sich erst recht nicht um mich kümmern. Mein Ohr schmerzt, doch du lässt nicht von mir ab. Was soll ich nur tun? Ich will dir nicht wehtun, weiß du meinst es nicht böse. Du verstehst es nicht, weil dir niemand beigebracht hat, dass man Tiere nicht zum Spaß quälen darf. Niemand hat dir je beigebracht, dass auch ich Schmerzen empfinde. Sie wollen nur ihre Ruhe haben …
Wieder spüre ich diesen stechenden Schmerz, er macht mich rasend. Wieder versuche ich zu entkommen, doch es gelingt mir nicht. Ich will dir nicht wehtun, ich liebe dich doch! Du tust es wieder und immer wieder, der Schmerz wird unerträglich. Doch du
hörst nicht auf, jagst mir eine Klammer nach der Anderen ins Ohr.
Du kannst nichts dafür, du weißt nicht was du tust. Du bist ja noch so klein, verstehst es nicht. Schließlich kann ich nicht mehr, halte die Schmerzen nicht länger aus. Ich schnappe nach dir, mein Fangzahn streift dich an der Wange. Wir halten beide erschrocken inne, sehen uns einen Moment in die Augen. Ich wollte dich nicht verletzen, wollte nur dass es aufhört … Du greifst dir mit deiner kleinen Hand an die Wange, und als du das Blut an ihr siehst, beginnst du zu schreien.
Plötzlich geht alles ganz schnell. Deine Mutter kommt, reißt dich an sich. Dein Vater kommt, tritt brutal auf mich ein und schleift mich ins Auto. Er bringt mich zum Tierarzt. „Sofort einschläfern, die Töhle hat mein Kind gebissen!“, brüllt er aufgebracht. Der Tierarzt kennt mich, er wundert sich, kann kaum glauben, dass ich das wirklich getan haben soll. Tränen schießen ihm in die Augen, als er die annähernd 100 Heftklammern in meinem Ohr sieht. Er streichelt mir sanft
über den Kopf, dann greift er zur Spritze. Er muss es tun, ist dazu verpflichtet …
Morgen werde ich die Sonne nicht mehr aufgehen sehen. Aber ich werde berühmt sein. Auf den Titelblättern aller großen Zeitungen wird mein Foto stehen. Darüber wird in großen Buchstaben geschrieben sein:
„HUND ZERFLEISCHT KIND!“
In den Artikeln wird es heißen: „Schon wieder fiel ein vermeintlich braver Familienhund grundlos ein Kind an und verletzte es schwer im Gesicht…“
Vielleicht wird die Geschichte sogar im Fernsehen diskutiert. Viele Menschen werden dann entsetzt aufschreien, hitzig diskutieren, einige werden fordern, dass alle Hunde für immer eingesperrt werden sollten. Aber niemand wird sagen was genau geschah,
denn das interessiert nur ganz wenige. Deine Eltern haben es den Medien so erzählt, und die waren sehr froh darüber. Die Menschen lieben Geschichten über wilde Bestien, das bringt gute Auflagen und gute Einschaltquoten. Gute Auflagen & Einschaltquoten bringen viel Geld, und das lieben die Menschen noch viel mehr.
Ich habe die Menschen geliebt. Ich habe dich geliebt …
(Autor unbekannt)
-Ein Hund beisst nicht ohne Grund-
-Lasst eure Kinder und Hunde niemals unbeaufsichtigt zusammen allein-
„Der Dritte Tag“
Wenn Du jemals ein Tier liebst, dann gibt es drei Tage in deinem Leben, an die Du Dich immer erinnern wirst…
Der erste ist ein Tag, gesegnet mit Glück, wenn Du Deinen jungen neuen Freund nach Hause bringst.
Vielleicht hast Du einige Wochen damit verbracht, Dich für eine Rasse zu entscheiden.
Du hast möglicherweise unzählige Meinungen verschiedener Tierärzte eingeholt oder lange gesucht, um einen Züchter zu finden. Oder, vielleicht hast Du Dich auch einfach in einem flüchtigen Moment für den dümmlich aussehenden Trottel im Schuppen entschieden – weil irgendetwas in seinen Augen Dein Herz berührt hat.
Aber wenn Du Dein erwähltes Haustier nach Hause gebracht hast und Du siehst es erforschen und seinen speziellen Platz in Deinem Flur oder Vorraum für sich in Anspruch nehmen – und wenn Du das erste Mal fühlst, wie es Dir um die Beine streift – dann durchdringt Dich ein Gefühl purer Liebe, dass Du durch die vielen Jahre die da kommen werden mit Dir tragen wirst.
Der zweite Tag wird sich acht oder neun Jahre später ereignen. Es wird ein Tag wie jeder andere sein.
Alltäglich und nicht außergewöhnlich. Aber für einen überraschenden Moment wirst Du auf Deinen langjährigen Freund schauen – und Alter sehen, wo Du einst Jugend sahst. Du wirst langsam überlegte Schritte sehen, wo Du einst Energie erblicktest. Und Du wirst Schlaf sehen, wo Du einst Aktivität sahst. So wirst Du anfangen, die Ernährung Deines Freundes umzustellen – und womöglich wirst Du ein oder zwei Pillen zu seinem Futter geben. Und Du wirst tief in Dir eine wachsende Angst spüren, die Dich die kommende Leere erahnen lässt.
Und Du wirst dieses unbehagliche Gefühl kommen und gehen spüren, bis schließlich der dritte Tag kommt.
Und an diesem Tag – wenn sich Dein Freund und Gott gegen Dich entschieden haben, dann wirst Du Dich einer Entscheidung gegenüber sehen, die Du ganz allein treffen musst – zugunsten Deines lebenslangen Freundes, und mit Unterstützung Deiner eigenen tiefsten Seele.
Aber auf welchem Wege auch immer Dein Freund Dich verlassen wird – Du wirst Dich einsam fühlen, wie ein einzelner Stern in dunkler Nacht. Wenn Du weise bist, wirst Du die Tränen so frei und so oft fließen lassen, wie sie müssen.
Und wenn es Dir so typisch ergeht, wirst Du erkennen, dass nicht viele im Kreis Deiner Familie oder Freunde in der Lage sind, Deinen Kummer zu verstehen oder Dich zu trösten.
Aber wenn Du ehrlich zu der Liebe zu Deinem Haustier stehst, für das Du die vielen, von Freude erfüllten
Jahre gesorgt hast, wirst Du vielleicht bemerken, dass eine Seele – nur ein wenig kleiner als Deine eigene – anscheinend mit Dir geht, durch die einsamen Tage die kommen werden.
Und in den Momenten, in denen Du darauf wartest, dass Dir all unser gewöhnliches passiert, wirst Du
vielleicht etwas an Deinen Beinen entlang streichen spüren – nur ganz leicht.
Und wenn Du auf den Platz runterschaust, an dem Dein lieber – vielleicht liebster – Freund gewöhnlich lag, wirst Du Dich an die drei bedeutsamen Tage erinnern.
Die Erinnerung wird voraussichtlich schmerzhaft sein und eine gähnende Leere in Deinem Herzen hinterlassen.
Während die Zeit vergeht, kommt und geht dieser Schmerz als hätte er sein eigenes Leben. Du wirst ihn entweder zurückweisen oder annehmen, und er kann Dich sehr verwirren. Wenn Du ihn zurückweist, wird er Dich deprimieren. Wenn Du ihn annimmst, wird er sich vertiefen. Auf die eine oder andere Art, es wird stets ein Schmerz bleiben.
Aber da wird es, das versichere ich Dir, einen vierten Tag geben – entlang mit Erinnerungen Deines Haustieres – und durch die Schwere in Deinem Herzen schneiden. Da wird eine Erkenntnis kommen die nur Dir gehört. Sie wird einzigartig und stark sein, wie unsere Partnerschaft zu jenem Tier, das wir geliebt – und verloren haben.
Diese Erkenntnis nimmt die Form lebendiger Liebe an – wie der himmlische Geruch einer Rose, der übrig bleibt,
nachdem die Blätter verwelkt sind. Diese Liebe wird bleiben und wachsen – und da sein für unsere
Erinnerung. Es ist eine Liebe, die wir uns verdient haben. Es ist ein Erbe, das unsere Haustiere uns
vermachen, wenn sie gehen. Und es ist ein Geschenk, das wir mit uns tragen werden solange wir leben. Es ist
eine Liebe, die nur uns allein gehört. Und bis unsere Zeit selbst zu gehen gekommen ist, um uns vielleicht unserem geliebten Tiere anzuschließen – ist es eine Liebe, die wir immer besitzen werden.
(Inge Gottwals-Katzer)
Die BH aus Sicht des Hundes
Die Prüfung:
Am Morgen des Prüfungstages fiel mir die ständige Aufmerksamkeit auf, die die Familie meiner Wenigkeit widmete. Leichte Hektik auch, als sich Frauchen die Schuhe anzog. Die sonst übliche, nach Leckerli und Natur duftende Jacke, die schönen Turnschuhe blieben an der Garderobe. Frauchen trug Kleidung, die sie normalerweise dann anzieht, wenn ich zu Hause bleiben muß. Beunruhigend! Wir gehen zum Auto, Frauchen vergisst etwas. Hastet zurück. Streichelt mich. Warum?? Wir fahren zum Hundeplatz. Heute dürfen die vierbeinigen Kumpels nicht mit mir spielen, wir dürfen uns nicht beschnuppern. Merkwürdig!!!
Ich zeige meinen good will und hebe hier und da das Bein. Auf meinem geliebten Hundeplatz wird heute nicht gelacht, keine Zurufe ertönen, jeder Zweibeiner riecht nach Stress. Wenn meine Kumpels von den Übungen zurückkommen, werden sie von den wartenden Menschen umringt, beklatscht und betätschelt.
Eigenartig!! Ich glaube, jetzt sind wir an der Reihe. Plötzlich entwickelt sich mein heißgeliebter Übermensch zu einem Fremden. Sie zerrt mich grob und hektisch zum Eingang. Der hastige, steife Schritt und die ernste Miene sind unangenehm. Ich weiche etwas zur Seite. Sofort kommt ein grimmiges FUSS.
Die übliche Korrektur mit Leine oder Leckerli entfällt. Kein BRAV entschlüpft ihr, als ich mich, sobald sie anhält, hinsetze, damit ich sie wieder positiver stimmen kann. Warum benimmt sie sich so blöd? Sonderbar! Ich werde langsam sauer!!! Jetzt leint sie mich ab, und ich fühle mich wieder frisch. Ich schüttle mich kurz. Anscheinend ist die eisige Phase vorüber. Da zischt mir wieder ein unnatürliches FUSS entgegen. Jeden Meter, jede Wendung, jedes Anhalten haben wir trainiert, und ich kann alles wie im Schlaf.
Trotzdem fehlt mir heute die Sicherheit. Ich finde den Faden zu meinem Oberhund nicht. So trotte ich nebenher. Ich fühle mich unwohl. Gäääähhhnn!!!
Wieder halten wir an. Sie lobt mich nicht, trotzdem ich doch alles richtig gemacht habe. Ich weiß, dass jetzt, nach 19 Schritten, mein SITZ kommt. Doch der Befehl klingt anders. Gekrächzt. Es irritiert mich. Ich gehe vorsichtshalber in eine Stellung zwischen SITZ und PLATZ. So wird´s schon recht sein. Frauchen bekommt den bösen Blick, läßt die Schultern herabfallen, ihre Haltung verrät nichts Gutes. Schnell lege ich mich hin, um meine Ergebenheit auszudrücken. So, wie sie jetzt auf mich zukommt, ist sie mir unheimlich. Jetzt habe ich Magendrücken. Und als sie mich am Halsband hochzieht, kusche ich wieder in Liegestellung. Mir reicht´s langsam!
Das erneute losgehen mache ich zwar automatisch mit, aber als sie PLATZ herausstammelt, bleibe ich einfach stehen. Jetzt atmet sie auch noch fast hechelnd. Ich begebe mich vorsichtig zu ihr und hoffe, endlich ihr BRAV zu hören, aber sie wird immer zorniger. Da fällt mir ein: Sie ist doch immer ganz begeistert, wenn ich morgens mein Häufchen erledige. Vielleicht erheitert sie das? Vielleicht bekomme ich sogar ein Extra-Leckerlie? Ich laufe schnell seitlich an den Rand des Hundeplatzes und befreie mich, körperlich und seelisch. Ich komme ja gleich wieder. Jetzt wird alles gut! Doch wie schrecklich. Großer allmächtiger Wolf, bewahre mich vor dem Tierheim.
Laß´ Abend werden.
Denn morgen wird sicher alles wieder gut.